Hab jetzt einige Spielstunden und Prozentpunkte auf dem Zähler meines Tomb Raider Spielstandes und was soll ich sagen: ich bin sehr angetan bis begeistert.
Das Spiel ist spannend erzählt und atmosphärisch inszeniert, es bietet sowohl straight lineare als auch relativ weitläufige erkundbare Abschnitte, reichlich motivierende Elemente und eine sehr spassige Spielmechanik. Da das aber genauso oberflächlich klingt, wie die Behauptung, dass ein Tatort mit Til Schweiger nur blöd sein kann geh ich noch mal ein wenig ins Detail.
Lara‘s Entwicklung ist mehr als nachvollziehbar und immersiv erzählt und weit über den üblichen Origin Storys diverser Spiele anzusiedeln. Es ist zwar mehr der Wurf ins kalte Wasser und Sie somit der Lebensretter Widerwillen. Die Art, wie das Ganze erzählt wird ist aber großartig.
Hinzu kommt, dass der Grabräubercharme nicht zu kurz kommt. Es ist toll sich mit der Fackel in der Hand seinen Weg durch stockdunkle Korridore, überflutete Gänge oder verlassene Höhlen zu bahnen um dann auf weitläufige Täler oder längst vergessene Kammern zu stoßen. Begeisterungsfähig wie die kleine 21-jährige Lara nun mal ist wird jedes Stück gefundene Reliquie oder Architektur vergangener Tage untersucht oder kommentiert. So viel Zeit muss sein, auch wenn die Endurance Crew gerettet werden will! Kleinere Rätsel, Schießerei oder die heutzutage üblichen „dynamischen“ Sequenzen sind dabei wohl dosierter eingesetzt, als es bei Uncharted der Fall ist. Besonders die Gefechte mit den „Insidern“ sind interessant. Mit dem Bogen im Anschlag kann man alternativ ganze Bereiche „säubern“ ohne auch nur einmal entdeckt zu werden. Das es aber dennoch Situationen gibt, wo man Schrottgewehr und Maschinenpistole auspacken muss, sollte jedem klar sein.
Für die Sammler und Entdecker gibt es reichlich zu finden. Nicht nur, dass man für alles was man tut XP bekommt und in diverse Talentbäume investiert, man kann noch diverse Klamotten einsammeln, die entweder zur Hintergrundstory beitragen (Korrespondenz und „Gerümpel“ aus verschiedenen Jahrhunderten bis zum aktuellen Endurance Crew Briefverkehr/Tagebuchgeschreibsel), teil von diversen Herausforderungen (erleuchte 10 Schreine) oder einfach nur zum einsammeln sind (Geocaches). Ist zwar ab und an zu viel des guten und man fühlt sich leicht erschlagen, dennoch bietet es einiges an spielerischem Mehrwert. Insgesamt hat das Spiel auch was von Metroidvania. Nach und nach entdeckt man neue Ausrüstung, die einen Zugang zu neuen/alten Bereichen gewähren. Das dabei „fast“ alles an Ausrüstung an der guten Lara runterbaumelt steigert die tolle Immersion weiter.
Lara muss zwar über den Verlauf des Abenteuers einiges einstecken, alles wird aber recht authentisch am Charaktermodell rübergebracht. Zumindest hat Lara bei mir schon diverse bandagierte Körperpartien und den ein oder anderen „erschöpften“ Gang zum rettenden Medikit hinter sich. Übrigens: Die gute Lara ist endlich mal wirklich hübsch anzusehen. Liegt zum einen an den Gedanken, die sich CD zur "neuen" Lara gemacht hat, zum anderen aber auch an den verschiedenen Animationsstufen, die sich von Situation zu Situation auch mal ändern.
Die Diskussion rund um die vermeintlich zu harte Gangart halte ich im Übrigen für stark überzogen, da das Spiel zu keiner Zeit wirklich unpassend dargestellt wird oder über die Stränge schlägt. Ja, es ist härter als vergangene Teile und passt somit auch stark zu Situation. Aber: es bietet zu keinem Zeitpunkt ein verwerfliches Gesamtbild, dass einem an den Entwicklern zweifeln lässt. Es ist einfach eine verdammt spannende Geschichte, die eben weniger leicht erzählt wird, als es bei Uncharted der Fall ist.
Auf jeden Fall ein toller Reboot, den man sicherlich auch mit Batman Begins vergleichen kann. Wollen wir hoffen, dass dem Titel der Erfolg beschert ist und man mit Teil 2 dann eine ähnliche Steigerung erleben darf, wie es bei The Dark Knight oder Uncharted 2 der Fall war. Wünschen würde ich es der Serie auf jeden Fall.